Montag, Juni 07, 2010

Wie sind die da so?

Jetzt erst mal genug mit Fotos. Ich habe einiges an Nachberichterstattung zu erledigen. Am Wochenende 29./30.05. bin ich in Jinan gewesen, 5,5h mit Zug bzw. 1h Flug von Nanjing entfernt. Ich habe dort einen Freund und Kollegen besucht. Natürlich haben wir uns ein paar Sehenswürdigkeiten, etc. angesehen. Seit Jinan weiß ich Nanjing wirklich zu schätzen. Jinan hat auch x Millionen Einwohner aber sehr sehr wenige Ausländer, man fällt extrem auf und abends mal in einen Pub gehen, Fehlanzeige. Dennoch hatte ich eine schöne und beeindruckende Zeit dort. Die Arbeitswoche war wie immer, allerdings am Freitag, war was besonderes: ich habe ein anderes Werk besucht. Das war schon etwas chinesischer, gute Erfahrung, so was hab ich noch nie gesehen…


Eine Kathedrale, wie bei uns, mitten in China

Da ich zuletzt gezeigt habe wie es bei mir aussieht, komme ich nun mal zum Verhalten von Chinesen, natürlich streng generalisiert und nur auf die Allgemeinheit bezogen, welche ich getroffen habe.
Beispiel 1, Zug: Es ertönt die Ansage, dass wir bald in der nächsten Stadt ankommen, sofort stehen alle auf, holen ihre Koffer und stellen sich auf den Gang. Klar warten sie da noch 10 Minuten, aber sie werden die ersten sein, die rauskommen. Ich werde leider ca. 40 Sekunden später draußen sein.

Beispiel 2, Flugzeug: Auf der Karte steht der Sitzplatz drauf, schon vor dem Aufruf zum Boarding bildet sich eine Schlange. Nach dem Aufruf wird sie immer länger. Wer vorne steht kommt als erstes rein. Ich muss zwar weniger lange stehen, weil ich warte bis die Schlange weg ist, ich habe auch nicht so ein Gedränge im Flieger, weil ich erst komme, wenn alle anderen ihr Handgepäck schon verstaut haben. Aber die Chinesen waren wieder mal Erster, als Erster im Flugzeug, als Erster die Taschen in der Ablage, als Erster auf dem Sitz.

Ich muss sagen, es sind sehr freundliche Leute hier. Ich fühle mich sicher, mir wird geholfen, wenn ich jemanden was Frage. Ich werde nie um nur 10 Cent betrogen, tolles Volk.

Aber wenn es darum geht wo anstehen zu müssen….

Beispiel 3, U-Bahn: Egal ob es rein in die Bahn oder raus geht, eigentlich egal wo man ansteht, es geht darum Erster zu sein. Nein gedrängelt wird nicht, also nicht mit breiter Schulter, Ellbogen oder Schimpfwörtern, doch irgendwie mogeln sie sich doch wieder vorbei (jede Lücke wird genutzt, wie im Straßenverkehr) und sind damit, ja Erster. Machste nicht mit, kommste zu nix, jedenfalls in der U-Bahn. Sogar wenn ich weiß, dass ich nur zwei Stationen fahre, empfinde ich es immer als einen Sieg, wenn ich als einer der ersten in der Bahn bin und einen Sitzplatz ergattere. So kann man es vielleicht am besten verstehen. Es geht nicht darum, die 20 Sekunden eher drin zu sein im Zug/Flugzeug/U-Bahn/etc. es geht darum zu gewinnen.

Es ist nicht besser oder schlechter wie das hier mit dem Warten bzw. Anstehen funktioniert, sondern eben anders!

Zurück zum Erlebnisbericht. Mein zweites Wochenende in Nanjing (eines bin ich in Shanghai, eines in Jinan gewesen) wollte ich gut nutzen um mir die Stadt mal anzusehen. Zunächst ging es Samstag ins Grüne. Das ist hier nicht weit, 10min Taxi und man ist im Wald. Wir haben uns kleine Elektroroller gemietet und ein paar Pagoden etc. angesehen. Das Beeindruckendste dabei: Wir waren (fast) alleine. Normalerweise sind immer schon 10.000 bis 100.000 Chinesen da, wenn man sich was Schönes ansehen will, aber da waren höchstens ein paar hundert, wie entspannend! Nach diesem Erlebnis ging es in die City, Großstadt, Massen an Leuten, Shopping, frisch pürierter Melonensaft, Backwaren (eine Laugenbreze, oh wie fein), Downtown...